Anabasis = “Hinaufmarsch” von der Küste ins Landesinnere. Vgl. Bashō.

Rebecca Solnit verweist in Die Kunst sich zu verlieren auf den Ursprung des englischen Begriffs “lost” – wie in “to get lost”, mit Beiklängen an “sich verirren”, “verschwinden” oder “verloren gehen”. Die Wortwurzel stammt vom altnordischen “los”, das ursprünglich die umgrenzte Bedeutung eines sich auflösenden Militärverbands hatte – wie in “eine Formation auf-lösen”.

Es gibt wohl keine andere Militäraktion in der Weltgeschichte, bei der die Auflösung des Heeresverbundes eine solche mythenbildende Kraft entwickelte wie der langsame Niedergang des phantastischen Alexanderzuges. Es beginnt mit dem unerwarteten, frühen Tod des Herrscher – gerade dreißigjährig, gerade triumphal nach Babylon zurückgekehrt. In dieser Stadt, von der man auch damals wusste, dass sie der Ursprung der Zivilisation war, und von deren Zerstörung ihn seine Generäle … Jahre zuvor abhielten (die praktische Tradition des Schleifens und Verbrennens setzen sie stattdessen in Persepolis fort) – hier will Alexander dauerhaft residieren. Doch ach, er stirbt. Die Diadochenreiche sterben zwar etwas langsamer, aber dafür unerwartet, der Reihe nach, wie in einer Kettenreaktion.

Wie sich der Heeresverband des Makedonen auflöst, so scheint dieses Schicksal auch alles zu ereilen, was er auf seinem Zug berührte. Nichts ist von Dauer. Wer, wenn nicht Alexander hatte sich in der Welt verloren? Ein einzelner Mann mag die halbe terra cognita erobern, das hatte er bewiesen, ein für alle Mal. Aber ein dauerhaftes Reich gründen – dafür bedarf es mehr als Entdeckergeist, Hunger auf Eroberungen, und Durst nach Ruhmestaten.

Denn was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber sein Leben verliert?” könnte, ja muss man in diesem Fall mit Matthäus 16,26 fragen.

Jede Pilgerreise verläuft symbolisch aufwärts (uphill) und ins Unbekannte hinein.


Supplements

Afghanistan-Reiseberichte

  • Lord Robert Byron (1937): The Road to Oxiana

    Natürlich kannte Peter Levi diesen Klassiker der Morgenland-, Indien- und Afghanistanreise von Robert Byron (1905—1941). Levis Reisebegleiter Bruce Chatwin betrachtete es sogar als das beste Buch, das je geschrieben wurde, und schleppte angeblich seit seinem 15. Lebensjahr ein Exemplar wie eine Bibel mit sich herum.

  • Nancy Dupree (1977): His­to­ri­cal Guide to Afgha­ni­stan
    Nancy Dupree (1977): His­to­ri­cal Guide to Afgha­ni­stan
    Nancy Dupree (1977): His­to­ri­cal Guide to Afgha­ni­stan

    Peter Levis Altersgenossin Nancy Hatch Dupree (1927—2017) hat sich beson­ders um das archäo­lo­gi­sche Erbe und das Muse­ums­we­sen Afgha­ni­stans ver­dient gemacht. Zu ihren Ver­öf­fent­li­chun­gen gehö­ren ihr His­to­ri­cal Guide to Kabul (1965) und ihr welt­weit ers­ter Rei­se­füh­rer zu den Rie­sen-Bud­dhas von Bamiyan (1967). Auch Nancy Duprees eigene Lebens­ge­schichte lohnt einer genaue­ren Betrach­tung, zumal sie wäh­rend der sowje­ti­schen Inva­sion, wäh­rend des afgha­ni­schen Bür­ger­kriegs und wäh­rend der Gewalt­herr­schaft der Tali­ban nicht etwa in ihr Heimatland USA zurück­kehrte, son­dern in einem Flücht­lings­la­ger in Pescha­war lebte – der­sel­ben Stadt, in der Osama bin Laden seine Basis (al-Qaeda) auf­baute. Von Peschawar aus orga­ni­sierte Dupree die Ret­tung eines beträcht­li­chen Teils des afgha­ni­schen Kul­tur­er­bes vor dem siche­ren Unter­gang. Ihr beeindruckender Bericht über die Plün­de­rung des Kabul Natio­nal Museum aus dem Jahre 1998 fin­det sich hier: https://archive.archaeology.org/online/features/afghan/.

  • Rory Stewart (2009): The Places in Between

    Unter den neueren Rei­se­be­richten über Afgha­ni­stan sticht Rory Ste­warts The Places in Between hervor (dt. So weit die Knie tragen). Der englische Diplomat Rory Stewart forderte nur ein Jahr nach der US-Inva­sion im Jahre 2001 auf einem Fuß­marsch durch ein von Isla­mis­mus und Krieg völ­lig zer­stör­tes Afgha­ni­stan sein Schick­sal her­aus und konnte dabei wunderbarerweise auf die Hilfe der ein­hei­mi­schen Bevöl­ke­rung zählen.

  • Rory MacLean (2006): Magic Bus: On the Hippie Trail from Istanbul to India

    Wer es pop­mu­si­ka­lisch und etwas leichter mag, folgt Rory MacLean auf sei­nem Trip ent­lang des Hip­pie Trails von Istan­bul durch den Iran und Afgha­ni­stan bis nach Indien: Magic Bus (2006). Kapi­tel 14 bis 19 han­deln von Afgha­ni­stan.

  • Mohsen Makhmalbaf (2001): Kandahar

    Wer es sur­real mag, sieht sich den Film Kandahar (dt. Reise nach Kandahar) von Mohsen Makhmalbaf über das repres­sive Régime der Tali­ban an, der kurz vor den Anschlä­gen vom 11. Sep­tem­ber bei den Inter­na­tio­na­len Film­fest­spie­len in Can­nes gezeigt wurde. Die afgha­nisch-kana­di­sche Schrift­stel­le­rin Nelofer Pazira, Prot­ago­nis­tin und Haupt­dar­stel­le­rin aus Reise nach Kan­da­har, drehte im Jahre 2003 die Folge-Doku­men­ta­tion Return to Kandahar.

  • Christian Frei (2005): The Giant Buddhas

    Nelo­fer Pazira ist auch Bestand­teil von Christian Freis über­ra­gen­dem Doku­men­tar­film The Giant Buddhas (dt. Im Tal der großen Buddhas) über die Bud­dha-Sta­tuen von Bamiyan und deren Zer­stö­rung im März 2001 durch die Tali­ban (unter Mit­hilfe von bin Ladens Spreng­meis­tern).

Sonstiges

  • Matsuo Bashō (1689): Oku no Hosomichi

    Peter Levi las etwa zur Zeit sei­ner Reise den japa­ni­schen Haiku-Meis­ter Matsuo Bashō (1644—1694). Sicher stand er unter dem Eindruck von Bas­hōs Beschreibung seiner Reise durchs nördliche Japan Oku no Hosomichi aus dem Jahr 1689 (dt. Auf schmalen Pfaden ins Hinterland), die folgendermaßen beginnt: “Sonne und Mond, Tage und Monate ver­wei­len nur kurz als Gäste ewi­ger Zei­ten‘, und so ist es mit den Jah­ren auch: sie kom­men und gehen, stets auf Rei­sen. Nicht anders ergeht es den Men­schen, die ein Leben lang auf Schiffen über das Meer reisen oder auf dem Rücken von Pfer­den ihrem Alter ent­ge­genreiten: ­täg­lich unter­wegs, ist ihr ganzes Leben eine Rei­se, ist die Reise ihre Heimat. Viele Dich­ter, die vor uns leb­ten, star­ben bereits auf der Wan­der­schaft. Meine Gedan­ken hören den­noch nicht auf, wohl ange­regt durch den Wind, der die Wol­ken­fet­zen jagt, um das stete Getrie­ben­wer­den zu schwei­fen – ich weiß schon gar nicht mehr von wel­chem Jahr an.”


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