Bibliography

Important works of literature


Es kann sich hier aufgrund der Fülle an Material um keine erschöpfende Liste aller vorhandenen Reiseliteratur aus knapp drei Jahrtausenden handeln. Wo sollte da man anfangen? Wo enden? Es ist vielmehr eine subjektive Liste all jener Werke, die bei der Entstehung dieser Webseite in irgendeiner Weise Pate standen. Eine wichtige Rolle spielen natürlich die klassischen Reiseberichte, Reiseerinnerungen und Reisetagebücher, mit ihrem je eigenen Mischungsverhältnis aus Beschreibungen von Reisen an sich und Beschreibungen von bereisten Orten. Diese Werke weisen oftmals einen hohen Grad an realistischer (manchmal naturalistischer) Darstellung auf, die mit einer stark stilisierten, literarischen Sprache kontrastiert.

Zwischen der exakten Beschreibung und der phantasievollen Erfindung erstreckt sich zwar eine endlose nebelverhangene Grauzone, in der buchstäblich alles möglich ist – vom Journalismus bis hin zur Science-Fiction. Und doch markiert in diesem unermesslichen Hochgebirgssystem nur ein schmaler Grat den Übertritt von der ernsten Dokumentation, dem Tagebuch, dem reinen Tatsachenbericht, zur fiktionalen Literatur, zur Erfindung, zum Roman. Die Reiseschriftstellerei ist seit jeher ein Tummelplatz für Hochstapler und begnadete Lügner (Karl May spielte mit dem Glauben seines Publikums, er habe die Abenteuer selbst erlebt), aber auch Inspiration für Romanciers: Der chinesische Roman Journey to the West (c. 1592) von Wu Cheng’en orientiert sich an den realen Aufzeichnungen des buddhistischen Wandermönchs Xuanzang. Von Daniel Defoes Robinson Crusoe (1719) war das Publikum der Erstausgabe so beeindruckt, dass es die Geschichte für einen Tatsachenbericht hielt. Herman Melville war vor der Niederschrift seines Moby Dick (1851) selbst auf einem Walfangschiff unterwegs. Joseph Conrad bezog die Inspiration zu seinem Roman Heart of Darkness (1899) aus seinen eigenen Reisen auf dem Kongo acht Jahre zuvor. Und was ist Henri Charrières autobiografischer Roman Papillon (1969) anderes als eine unglaubliche Reisegeschichte?

Auch der Übergang von Reiseliteratur zum Journalismus ist oft fließend. Ein Beispiel: Tom Wolfe beschreibt in The Electric Kool-Aid Acid Test (1968) die Reise der „Merry Pranksters“ in einem bemalten Schulbus namens „Furthur“ quer durch die Vereinigten Staaten. Am Steuer des Busses sitzt Neal Cassady – das etwas gealterte, einstige Vorbild für die Figur des „Dean Moriarty“ in Jack Kerouac’s Reiseroman On the Road (1957). Tom Wolfes Buch ist im Grunde ein doppelter Reisebericht, obwohl es allgemein eher in die Kategorie „literarischer Journalismus“ bzw. „New Journalism“ einsortiert wird – doppelt, weil er sowohl die Reise der Hippies (in die er nicht aktiv eingreift), als auch sein eigenes Mitreisen beobachtet und beschreibt. Weitere bekannte Beispiele für journalistische Reiseberichte sind George Orwell’s Down and Out in Paris and London (1933) über die Armut in europäischen Großstädten, Rebecca West’s Black Lamb and Grey Falcon (1941) über Nazis im Jugoslawien der 1930er Jahre, Martha Gellhorn’s Travels with Myself and Another (1978) über die Landung der Alliierten in der Normandie, oder Rory MacLean’s Stalin’s Nose (1992) über die Sowjetunion kurz nach dem Fall der Berliner Mauer.

Aber auch abgesehen von der unmöglichen sauberen Trennung in „fiktionale“ und „nicht-fiktionale“ Literatur ist auch die eindeutige Einordnung von Werken der Reiseliteratur in Kategorien äußerst schwierig, da sich alle diese Kategorien überschneiden können. Richard Francis Burton’s Pilgrimage to El-Medinah and Meccah (1855) zum Beispiel ist keine reine Pilgerreise, sondern auch eine historisch-soziologische Entdeckungsfahrt. Peter Levi’s The Light Garden of the Angel King (1984) ist kein simples Reisetagebuch, sondern auch eine archäologische Exkursion. Robert M. Pirsig’s Zen and the Art of Motorcycle Maintenance (1974) ist nicht nur ein Motorrad-Roadtrip durch den Norden der Vereinigten Staaten, sondern auch das Dokument einer autobiografischen, philosophisch-spirituellen Suche.

Der uns hinterlassene Korpus von Reiseliteratur aus zwei Jahrtausenden ist bereits unmöglich zu erfassen. Richtiggehend absurd aber wird das Vorhaben einer vollständigen Bibliographie spätestens dann, wenn man der Meinung anhängt, dass das Leben selbst eine Reise ist, wie es in einer berühmten Zeile von Matsuo Bashō heißt, oder wenn man auch reine „innere Reisen“ gelten lässt, bei welcher der Abenteurer kaum einen Fuß vor die Türe setzt. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang die seltsame Teil-Kongruenz von „travel writing“ und „nature writing“ sowie „place writing“. Letztere beschreiben weniger das Reisen an bestimmte Orte, als vielmehr die Erlebnisse der Autoren am ausgesuchten Zielort und den Ort selbst. Henry David Thoreau’s Walden (1854) spielte sich in einem Radius von wenigen Kilometern rund um einen See in Massachussetts ab; John Muir’s My First Summer in the Sierra (1911) in einem Radius von wenigen Kilometern rund um den Yosemite Creek in Kalifornien. „Place writing“ und „nature writing“ weisen einen hohen Grad an Innerlichkeit auf. Sie befassen sich eher mit persönlichen oder philosophischen als mit historischen oder soziologischen Themen. Manchmal überschreiten sie aber auch die Grenze zur wissenschaftlichen Sach- oder gar Fachliteratur, wie zum Beispiel zur Geographie, Geologie, Biologie, etc. Oftmals wird die wenig glamouröse und ereignisarme Anreise gänzlich weggelassen. Trotzdem handelt es sich oft um eine Art von Reisebeschreibungen.

Es gibt noch weitere Arten von Reiseliteratur-Quellen, die allein aufgrund des schieren Umfangs ihres Korpus nur exemplarisch Eingang in ein Literaturverzeichnis finden können. Dazu gehören zum Beispiel Briefe in die Heimat von Auswanderern, Briefe in die Heimat von Soldaten, fiktive Reisen zu fremden Sternen in der Science Fiction, und noch einiges andere mehr.

Aus all diesen Gründen muss eine Bibliographie zum Thema Reiseliteratur unvollständig bleiben. Das folgende Literaturverzeichnis ist daher als teilweise subjektive Auswahl “cum grano salis” mit Vorsicht zu betrachten. ■


Further Reading

Das Problem mit der Kategorisierung und die unglaubliche Vielfalt der verfügbaren Reiseliteratur wird auch im Artikel The History of Travelling aufgegriffen und eingehender untersucht.



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